LEITLINIE

Neue Leitlinie zu Weichgewebesarkomen veröffentlicht

Im September 2021 ist eine neue Leitlinie zum Thema Weichgewebesarkome veröffentlicht worden. Zur Bedeutung der neuen Leitlinie haben wir Prof. Dr. Rolf Janka als Mandatsträger der DRG und Prof. Dr. Andreas Mahnken als Mandatsträger der DeGIR befragt.

Was war die Herausforderung der S3 Leitlinie Adulte Weichteilsarkome?
Professor Janka: Die S3-Leitlinie Adulte Weichteilsarkome ist als Gesamtwerk neu, es gab also keine Blaupause, an der man sich orientieren konnte. Weichteilsarkome sind eine heterogene Gruppe von Tumoren und sämtlich Entitäten kommen selten vor. Somit ist die Datenlage eher spärlich, wodurch die Expertenmeinung an Stellenwert gewinnt.
Professor Mahnken: Im deutschsprachigen Raum gibt es zwar bisher Leitlinien zu einzelnen Aspekten der Weichgewebssarkome, beispielsweise in der Gynäkologie, aber ein zusammenhängendes Werk fehlte bisher. Die Erstellung dieser Leitlinie war aus interventioneller Sicht besonders herausfordernd, da die Datenlage zu interventionellen Verfahren sehr schlecht ist. Hier existieren lediglich Kasuistiken und Kohortenstudien niedrigen Evidenzlevels. Selbst die Datenlage zur Indikation und Durchführung der perkutanen Biopsie versus offene Biopsie ist heterogen und entsprechend kontrovers diskutiert.

Was sind die Kerninhalte der Leitlinie aus Sicht der Radiologie?
Professor Janka: Die Planung der Therapie von Weichteilsarkomen wird in einen Tumorboard mit radiologischer Beteiligung festgelegt. Die Bildgebung bei Verdacht auf Sarkom und bei gesichertem Sarkom beruht auf Ultraschall und MRT. Dabei wird in der Leitlinie sehr genau beschrieben, wie die MRT durchgeführt werden sollte. Kernpunkt ist die KM-Gabe und die Diffusionswichtung um die Regionen des Tumors mit der höchsten Entdifferenzierung zu detektieren. Für die Artdiagnose des Tumors wird in der Leitlinie die bildgeführte und damit in erster Linie radiologische Stanzbiopsie genannt.
Professor Mahnken: In der Therapie können nach interdiszplinärem Konsil in besonderen Situationen auch interventionelle Verfahren wie Ablation und Embolisation Anwendung finden.
Professor Janka: Bei der Nachsorge hat es die CT des Thorax, neben dem Thorax-Röntgen, den Einzug in die Leitlinie geschafft. Obwohl die Datenlage keinen klaren Vorteil für die CT-Thorax zeigt, wird sie als „bevorzugte Alternative zur konventionellen Röntgenuntersuchung“ genannt.

Wie ändert sich durch die Leitlinie die radiologische Versorgung der Patientinnen und Patienten?
Professor Mahnken: Die Indikation und Anwendung der perkutanen Biopsie im Rahmen der Diagnosefindung wurde klar und modern definiert. Dies bietet für den Patienten die Sicherheit einer homogenen Versorgungsqualität. Der Stellenwert interventioneller Verfahren wurde erstmals in einer Leitlinie festgeschrieben und bietet geeigneten Patienten damit die Möglichkeit schonender Therapieoptionen
Professor Janka: Der Diagnostisch-Radiologische Teil der Leitlinie ist sehr konkret und modern. Für die Patienten sollte die Leitlinie zu einer zunehmenden Standardisierung der MR-Protokolle und damit zu einer besseren Vergleichbarkeit der Untersuchungen von unterschiedlichen MR-Zentren führen. Hilfreich hierfür wäre ein konkreter Protokollvorschlag durch die AG MSK, der bereits in Arbeit ist.

Zur Website der DeGIR Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie gelangen Sie über diesen Link.

Name der Leitlinie Adulte Weichgewebesarkome
Zielorientierung der Leitlinie Empfehlungen für eine evidenzbasierte Diagnostik und Therapie in Abhängigkeit von Histologie und Tumorstadium
Klassifikation S3
Registernummer 032-044OL
Federführende
Fachgesellschaft
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Mandatsträger aus der Radiologie Prof. Dr. Rolf Janka, Prof. Dr. Karl-Friedrich Kreitner, Prof. Dr. Andreas Mahnken